Die Planung beginnt

Für meine erste Wanderreise habe ich mir einen gut dokumentierten Weg in einem Gebiet Irlands ausgesucht, das ich noch nicht kenne. Dank Internet ist die Recherche heute kinderleicht. Meine erste Ausbildung zur Kauffrau für Tourismus half mir zusätzlich bei der Organisation.

Zuerst durchforstete ich verschiedene Wanderanbieter und ließ mir für den Wunschzeitraum ein Angebot erstellen. Das kam auch maßgeschneidert per E-Mail, war mir aber zu teuer. Dann fand ich den oben gezeigten Reiseführer, der neben detaillierter Streckenbeschreibung auch Tipps zur Reisevorbereitung, Unterkünften und Einkehrmöglichkeiten bietet.

Zusätzlich wird man auf www.wicklowway.com fündig, wenn es um Übernachtungsmöglichkeiten und Gepäcktransport geht. Infolge der Corona- Pandemie mussten einige B&B's schließen und ich hatte in zwei Fällen das Problem die gewünschte Unterkunft nicht erhalten zu können. Das führt zu ein paar Kilometern, die ich zusätzlich gehen werden oder ein paar Euros, die ich mehr zahlen muss. Das ist aber auf alle Fälle besser als unter freiem Himmel zu nächtigen.

Den Flug konnte ich problemlos bei Irlands Fluglinie mit dem ☘️ organisieren. "Air Lingus" bietet dabei 10 kg Freigepäck. Das ist völlig ausreichend, da ich einen schwereren Rucksack während der Wanderung auch nicht tragen würde wollen.

Der Wicklow Way

Der 129 km lange Wanderweg führt vom kleinen Dorf Clonegall in der Grafschaft Carlow in den Dubliner Marlay Park. Natürlich kann man die Tour auch in Irlands Hauptstadt beginnen, aber diese Wegrichtung ist etwas beschwerlicher. Die Wicklow Mountains, die dem Weg seinen Namen gaben, erstrecken sich südlich der Dubliner Vororte und bieten sofort eine Herausforderung. Ungeübten Wanderern ist deshalb der Start im Süden empfohlen, weil man sich so etwas an die kommenden Steigungen gewöhnen kann.

Der Weg führt durch sanftes Hügelland mit seinen vielen Weiden und Wiesen und bietet grandiose Fernsichten, wenn man die Höhen der Wicklow Mountains erklommen hat. Viele Orte bieten eine lange Geschichte, zum Beispiel die mittelalterliche Klosteranlage in Glendalough. Dieser Ort fasziniert mich persönlich schon seit Beginn meiner Irlandliebe und war nie Bestandteil einer Rundreise, die ich machen durfte. Auch deshalb habe ich mich für diese Wandertour entschieden und werde den Ort an meinem 42. Geburtstag besuchen.

Im Gegensatz zum Autor des erwähnten Reiseführers führt mich "das gelbe Männlein", das den Wanderweg markiert, nicht in 8 sondern 7 Tagen in die Hauptstadt zurück. 

Die höchste Erhebung, der hauptsächlich aus Granit bestehenden Wicklow Mountains, ist der 925 m aufragende Lugnaquilla. Im County wurden mehr als 800 der rund 10000 Pflanzenarten, die auf der Insel heimisch sind, identifiziert. Im Gegensatz zum restlichen Irland findet man auffällig viele Waldgebiete mit Fichten am Weg. Mancherorts sieht man neben Eichen auch Buchen, Lärchen oder Kastanien.

Meine Streckenplanung

Neben dem bereits mehrfach gelobten Reiseführer habe ich mich mit weiterem Kartenmaterial versorgt, u. a. einem englischsprachigen Wegführer und detaillierten Wanderkarten im Maßstab 1:50 aus der Discovery Series von Ordnance Survey Irland. Ich habe die 3 relevanten Karten mit den Nummern 50, 56 und 62 im praktischen Set über die Internetseite von Wicklow Way bezogen.

Meine Planung bezog sich hauptsächlich auf die vorgeschlagenen Etappen des Reiseführers, da so immer eine Übernachtungsmöglichkeit geboten war. Mit sämtlichem Kartenmaterial setzte ich mich nach der Buchung aller Unterkünfte hin und begann mit der WanderApp "komoot" die Etappen zu planen und für den Offline- Gebrauch zu speichern.

Meine Reise beginnt am 17. April mit dem Flug von Berlin nach Dublin. Wenn sich die Flugzeiten nicht ändern und keine Verspätung eintritt, bin ich mittags in meiner Herzensheimat. Für die erste Nacht habe ich über "booking.com" im "Kilronan House" gebucht. Von dort sind es am nächsten Tag nur 600 Meter zur Bushaltestelle, wo der vielleicht aufregendste Teil der Reise beginnt. Es ist Ostermontag und ich hoffe die Busverbindung über Enniscorthy nach Bunclody wird so bedient, wie ich es mit Google Maps recherchiert habe. Von Bunclody habe ich die ersten 6 km nach Clonegall zurück zu legen. Dort erwartet mich Sheila in ihrem B&B unweit des Startpunktes des Wicklow Way. Mit ihr bin ich per Mail in Kontakt gekommen. Die Adresse hatte ich dem Wanderführer entnommen.

Am 19. April geht es auf die ersten knapp 20 km nach Shillelagh. Der Ort liegt etwas abseits der Route, aber Sean und sein "Central House" sind wärmstens empfohlen. Die Buchung erfolgte in diesem Fall über "Airbnb".

Von Shillelagh sind es am 20. April rund 26 km nach Tinahely. Das empfohlene B&B konnte ich weder per Mail noch über eine Website erreichen, deshalb behalf ich mir erneut mit booking.com. Ich hoffe das "Murphys" ist seinen Preis wert, denn es wird meine teuerste Übernachtung werden.

Eine der beiden 33 km langen Etappen führt mich am 21. April weiter nach Glenmalure, wo ich in der "Glenmalure Lodge" über die Website reservieren konnte.

An meinem Geburtstag geht es entspannte 17 km ins unweit von Glendalough gelegene Laragh. Hier erwartet man mich im "Riverside B&B", das ich ebenfalls über eine Website erreichen konnte.

Noch leichter wird es am 23. April, wenn ich nur 12 km nach Roundwood zurück legen werden muss. Das "Coach House" ließ sich auch über eine leicht zu findende Website buchen.

Die zweite lange Etappe führt dann am 24. April nach Enniskerry. Eigentlich hatte ich direkt am Weg im "Knockree Youth Hostel" übernachten wollen. Dies bleibt aber in diesem Jahr geschlossen und so muss ich ein paar Kilometer weiter ins "Enniskerry Inn". Das Hotel ließ sich über seine Website problemlos buchen.

Am letzten Tag sind es dann etwa 25 km zum Ende im Marlay Park, an dessen Rand sich eine Bushaltestelle befindet. Von dieser nehme ich den Bus in die Innenstadt, wo ich erneut im "Kilronan House" unterkomme.

Am 26. April heißt es am Abend dann Abschied nehmen und den Flieger gen Deutschland besteigen. Vorher hoffe ich mir das "Book of Kells" im Trinity College anschauen zu können.

Vorbereitung

Bei "Amazon" bestellte ich mir dieses Heft. Es enthält ein paar vorgedruckte Seiten, die einen dazu anleiten seine Adresse und Kontaktdaten festzuhalten. Außerdem gibt es verschiedene To-Do- und Packlisten. Eigentlich ist es aber entbehrlich und durch jedes andere Heft ersetzbar, da es absolut gar nichts über die geplante Strecke aussagt. Ich führe auf Reisen immer Tagebuch und so nutze ich es um meine Erinnerungen schriftlich festzuhalten.

Im Moment befinden sich darin meine Aufzeichnungen zu den Etappen, Unterkünften und Kontaktdaten. Außerdem habe ich meine Recherchen zu den Busverbindungen zwischen Flughafen und Innenstadt, sowie die am Ostermontag nach Bunclody festgehalten. Eine stümperhafte Skizze stellt die Wegbeschreibung von Bunclody nach Clonegall und zum B&B da, da mein Kartenmaterial in dieser Hinsicht nicht aussagekräftig ist. Zusätzlich habe ich die Strecke über Google Maps als Screenshot und in "komoot" gespeichert.

Nachdem ich im letzten Herbst alle Buchungen erledigt hatte, plante ich im November während ein paar letzten Urlaubstagen ins Training zu gehen. Sicherlich hatte ich schon die ein oder andere Tour absolviert, unter anderem eine 50 km Wanderung mit meiner Freundin Jessika und eine über 42 km mit meiner Freundin Mandy. Zu dritt hatten wir in den Sommern 2020 und 2021 die Distanz von 50 km über zwei Tage verteilt, absolviert. Großes Gepäck war dabei aber nicht "an Bord". Leider wurde aus beruflichen Gründen nichts aus den Urlaubstagen. Der Winter kam und damit ging die Wandersaison irgendwie zu Ende. Als ich im Februar diesen Jahres den verbliebenen Urlaub endlich nehmen konnte, begrub eine häusliche Haverie meine Wanderpläne. Ich startete also erst im März wieder zu größeren Touren. Die erste lief ich mit Jessika und Mandy unter leichtem Gepäck über 18 km. Am 25. März wurde es dann ernst und ich brach zur ersten Trainingsrunde auf.

Einen ordentlichen Touristenrucksack besitze ich seit 20 Jahren. Er war höchstens zweimal in Gebrauch und ist deswegen top in Schuss. Ich bepackte ihn mit allen Siebensachen, die ich für die Reise brauchen würde. Mit etwas Proviant versehen, startete ich nach einem guten Frühstück auf gut bekanntem Weg. Später ließ ich mich von Ortskenntnissen und Google Maps leiten und kam mit 8 kg Gepäck sicher wieder Zuhause an. Es war ein Segen den Rucksack abzusetzen und die Beine hochlegen zu können. Aber am nächsten Tag ging es dem Muskelkater mit einer kleinen Runde und weniger Last auf den Schultern an den Kragen.

Heute, am 6. April 2022, war ich schon sehr früh wach und da es gerade nicht regnete, schnappte ich mir meinen Rucksack zu einer zweiten Übungsrunde. Ich startete bei 8 Grad, laut Google Wetter, mit frischem Wind in einfachen Sportleggings und nur im T-Shirt unter meiner Funktionsjacke. Da ich trotzdem nicht fror, beschloss ich die Thermounterwäsche Zuhause zu lassen. Ein paar Handschuh werde ich dagegen mitnehmen, da ich an den Händen etwas empfindlich auf die Kälte reagierte. April-typisch begann es zu nieseln und ich kam in die Verlegenheit die Regenjacke und den Schutz für den Rucksack zum Einsatz zu bringen. Zwei Kilometer später brach die ☀️ durch, trocknete mich und ließ mich ins Schwitzen kommen.

Ich habe die Runde topfit, aber sehr hungrig beendet und auch an das Gewicht hatte ich mich schon etwas besser gewöhnt. Morgen geht's zur abschließenden Trainingswanderung.

Das Reisegepäck

Bei 10 kg Freigepäck muss man sich auf das nötigste beschränken. Nur das, was auf dem Foto zu sehen ist, kommt in den Rucksack. Ganz wichtig natürlich:

- Regenbekleidung und Schutz für den Rucksack

- Wechselschuhe

- Reiseapotheke und viel Blasenpflaster

- Wanderbekleidung ( 3 Hosen, je 2 T-Shirts und langärmlige Oberteile)

- gute Wandersocken

- Unterwäsche (wie alles andere in einem Plastikbeutel verstaut, falls der Rucksack-Schutz langanhaltendem Regen doch nicht standhält)

- Nachtwäsche

- eine Garnitur Freizeitkleidung für den Abend

- Kosmetiktasche (ich habe mich für Reisegrößen bei Shampoo und Zahnpasta, sowie festes Duschbad und Deo entschieden)

- verschiedene Müsliriegel für den schnellen Energiekick unterwegs


Fertig gepackt ist er jetzt 8,6 kg schwer. Für den jeweiligen Wandertag kommt eine große Trinkflasche mit etwas mehr als 1 kg und ein Lunchpaket dazu, so dass ich 10 kg tragen werden muss. 

Letzte Übungsrunde

Wie ich es mir vorgenommen hatte, bin ich heute zur letzten Wanderung mit dem endgültigen Gepäck angetreten. Ich war sogar etwas froh über den Ballast. Es war den ganzen Tag über stürmisch und ich denke so bin ich gewappnet für die steifen Winde in den Wicklows. Auch wenn ich unterwegs geflucht habe, weil es mir drei Mal fast das Basecap weggeweht hat, war ich froh vom Regen verschont geblieben zu sein. Der zweite Tag in Folge war schon eine Herausforderung, aber ich denke die unbekannten Wege, die vor mir liegen, werden die Anstrengung erträglich machen. Hier Zuhause, wo man jeden Stein kennt, fehlt es an Abwechslung dafür.

Der Tag vorher

Es wird aufregend. Gestern konnte ich online einchecken und habe sogar noch einen Fensterplatz erwischt. Heute bin ich in Gedanken fast unterwegs. Hummeln im Hintern und Schmetterlinge im Bauch.

Es geht endlich los

Ich bin wie geplant um 4.15 Uhr Zuhause losgefahren und war, mit 2 Kaffeepausen, 3 Stunden später am gebuchten Stellplatz in Berlin Schönefeld. Die Maschine aus Dublin ist pünktlich hier gelandet. Mal sehen ob wir 10.40 Uhr zeitplanmäßig abheben


Dublin

Auch der Flug verlief planmäßig. 11.50 Uhr Ortszeit setzten wir auf dem Rollfeld in Dublin auf. Schon 40 Minuten später war ich im Bus unterwegs ins Zentrum. 14 Uhr bezog ich meine Unterkunft für heute Nacht: "Kilronan House". 

Das Economy Class Einzelzimmer ist frisch renoviert, klein und fein. Ein Service, den ich an irischen Hotels liebe, ist der Wasserkocher und Tee und Kaffee im Zimmer. Der Preis für eine Übernachtung mit Frühstück beträgt 79 € und ist für eine Hauptstadt recht angemessen.

Das Abenteuer beginnt

Gut gestärkt durch ein "Irish Breakfast" ging es mit Wexford Bus, Ticket hatte ich online gebucht, zunächst in zweistündiger Fahrt nach Enniscorthy. Die Haltestelle direkt an einem kombinierten Lebensmittelladen/Coffee-Shop/Lotto-Laden bot eine Toilettenpause und einen Kaffee to Go. Ich stärkte mich mit einem Sandwich bevor es mit einem Kleinbus in zwanzigminütigem Gehuckel nach Bunclody ging. Von hier startete ich unverzüglich "auf Schusters Rappen" zu meinem Übernachtungsort Clonegall. Dort traf ich nach 7 km in 90 Minuten am "Carraig B&B" ein, wo ich sehr herzlich von Sheila empfangen wurde.

Im B&B wärmte ich mich mit einer Tasse Tee auf, bevor ich loszog um noch ein wenig Landschaft zu genießen.


Der Beginn des Wicklow Way

Nach einem liebevoll bereiteten Frühstück ging es gut gestärkt um 8.40 Uhr auf die 5stündige Wanderung nach Shillelagh.

Nach 18 Kilometern erreichte ich das Ende der ersten Etappe und es ging weiter nach Shillelagh, wo ich von der Straße weg von Sean eingesammelt wurde, der das "Central House" leitet.

Hauptstraße von Shillelagh
Hauptstraße von Shillelagh

Das Dorf Shillelagh ist bekannt für den Shillelagh Stick, einen Schwarzdornstab, der seinen Ursprung als Kampfstock hat. Mit den irischen Auswanderern fand er seinen Weg nach Amerika, wo er bis ins 19. Jahrhundert als Waffe irischer Gangs populär war. Der Ort ist schnell erkundet und bietet neben dem "Stockmacherladen" einen kleinen Shop, den man nicht verfehlen kann.

Es gibt ein Restaurant, das allerdings nur Donnerstags bis Sonntags geöffnet ist und der Imbiss neben dem Shop hatte an diesem Tag ebenfalls geschlossen. Zum Abendessen gab es also Schinken Käse Toast. Die Guinness- Versorgung war durch die Lounge unterhalb der Gästezimmer sichergestellt. Auch diese wird von Sean betrieben und ich hatte hier den gemütlichsten Abend der Reise.

Tag 2: Von Shillelagh nach Tinahely

Ich war sehr früh wach und nutzte die Gelegenheit, daß ich mein Frühstück selbst machen konnte. Gut gestärkt mit Toast, Müsli, Fruchtcocktail und Joghurt begab ich mich auf Tour.

Der heutige Tag verlangte mir einiges mehr ab. Nach einer ersten freundlichen Begegnung mit einer Irin war ich den ganzen Tag ohne Gesellschaft auf der geplanten Tour unterwegs. Den laut Reiseführer obligatorischen Besuch im Pub "Tallon's Dying Cow" unterwegs ließ ich aus, da ich dieses bereits um 10 Uhr passierte. Dafür rastete ich anschließend am Old Shop/Hut Stranakelly.

Das kleine Gebäude an dem sich heute ein Rastplatz befindet, wurde in den 1959er- Jahren als Depot für ein 180 m entferntes Geschäft errichtet. Dort luden verschiedene Lieferanten ihre Ware für dieses ab, da die Straße für die Weiterfahrt zu eng war.

Nach fast 7 Stunden mit herrlichen Ausblicken und tierrischen Begegnungen der unkomplizierten Art erreichte ich Tinahely. Im "Murphys" konnte ich gleich einchecken und meine schmerzenden Glieder in einem warmen Bad versenken. Dank anschließendem Iris Coffee war ich dann bald wieder fit.

Tag 3: Eine Herausforderung von Tinahely nach Glenmalure

Der Tag begann mit einem stärkenden Frühstück aus Porridge und Toast, das mir der zuvorkommende Koch des "Murphys" um 8 Uhr zubereitete. Um 8.40 Uhr ging es dann 3 Kilometer bergauf zurück zum Wicklow Way. Nach dem ersten Zaunübergang konnte ich problemlos Kühe und Pferde passieren.

Nach der Mucklagh Hut ging es zum zweiten Mal steil bergauf. Mit knapp 13 Kilo auf dem Rücken eine wahre Herausforderung. Wie so oft boten grandiose Aussichten die nötige Entschädigung.

Endlich am höchsten prophezeiten Punkt der Tour für den heutigen Tag war ich dann trotzdem froh, das es anschließend fast nur noch bergab ging.


Nach 8 Stunden und 18 Minuten und knapp 32 Kilometern erreichte ich Glenmalure Lodge. 

Eine Dusche und ein Guinness vor der Lodge später, fühlte ich mich wohler und das leckere Abendessen tat sein bestes um mich für den nächsten Tag zu stärken.

Tag 4: Meine Geburtstagstour

Blick zurück auf Glenmalure Valley und die Lodge
Blick zurück auf Glenmalure Valley und die Lodge

Heute ging es direkt auf den Wicklow Way und gleich stetig bergauf. Die größte Herausforderung, dachte ich zu diesem Zeitpunkt, war der als Bergweg titulierte Abschnitt, der sich als Kletterpartie über Stock und Stein erwies. Dann ging es zum Glück recht gemächlich weiter und talwärts nach Glendalough.

Poulanass Wasserfall
Poulanass Wasserfall

Pünktlich zur Mittagszeit erreichte ich das Tal, in dem ich viel mehr Leute traf als in den vergangenen Tagen und ich nahm mir Zeit zum Verweilen. Schließlich war dieser Ort entscheidender Teil meiner Planung gewesen. Nach der Ruhe der letzten Tage war der Genuss durch die große Besucherzahl etwas eingeschränkt.

Upper Lake
Upper Lake
Lower Lake
Lower Lake
Blick zurück auf das Tal von Glendalough
Blick zurück auf das Tal von Glendalough

Nachdem ich der Klosteranlage einen Besuch abgestattet hatte, war es Zeit für die letzten Kilometer nach Laragh. Es bestand die Möglichkeit der Straße zu folgen auf der reger Verkehr herrscht oder weiter dem Wicklow Way zu folgen. Letzteres erwies sich dann noch einmal als Herausforderung, denn es ging abermals ordentlich bergauf. Entschädigt wurde ich durch den herrlichen Blick zurück auf die beiden Seen. Kurz nach 14 Uhr ging mein Wandertag zu Ende und der Genuss eines Guinness verkürzte mir die Zeit bis ich im "Riverside B & B" einchecken konnte.

Klosteranlage Glendalough
Klosteranlage Glendalough

Im 6. Jahrhundert gründete der später heilig gesprochene Kevin das Kloster, dessen meisten Gebäude, die die Zeit überdauert haben, aus dem 10. bis 12. Jahrhundert stammen. 600 Jahre galt Glendalough als Zentrum des Lernens und des religiösen Lebens. Zeitweilig sollen um die 200 Mönche in der Anlage gelebt haben, die sich mit der Anfertigung von Schriften und der Krankenpflege beschäftigen. Von Wikingerangriffen verschont, zerstörten die Normannen 1214 das Kloster. Die dazu gehörige Siedlung legten die Engländer 1398 in Schutt und Asche. Fast 500 Jahre dauerte es bis ein neuer Ort entstand, der den Friedhof St. Kevin weiterhin nutzt.

Rundturm
Rundturm

Der etwa 1000 Jahre alte Rundturm ist 34 m hoch und besitzt 6 Stockwerke. Trotz seines Alters ist er in einem ausgezeichneten Zustand und gehört zu den schönsten, noch erhaltenen seiner Art in Irland. Nur das Dach wurde 1876 erneut. Zutritt gibt es für Besucher über den hochgelegenen, nur mit Leiter zu erreichendem Zugang trotzdem nicht.



Das Abendessen gab es im "Lynhams", das ein Hotel mit Pub ist.

Kathedrale
Kathedrale

Tag 5: Eine entspannte Etappe von Laragh nach Roundwood

Vom Riverside B & B waren es knapp 1,5 Kilometer zurück zum Wicklow Way, wo die Etappe im herrlichen irischen Wald bald beständig bergauf ging.

Über eine Schafweide stetig aufwärts erreichte ich den sturmgepeitschten Paddock Hill mit seiner Schutzhüte. Nach dem Abstieg ging es auf fester Straße nach Oldbridge.

Am Avonmore River verführte eine Bank zur Obstpause mit herrlichem Ausblick auf die Berge und eine Steinmauer über der Narzissen und farbenprächtige Tulpen wogten. Ein paar Kilometer weiter verließ ich den Wicklow Way für den heutigen Tag um nach Roundwood abzuzweigen.

Die Hauptstraße von Roundwood
Die Hauptstraße von Roundwood

Mit 238 m zählt der Ort zu einen der höchstgelegenen auf der grünen Insel. Er bietet einen Supermarkt, eine Post und Apotheke, sowie 4 Pubs. Das "Coach House", in dem ich für die Nacht logierte, liegt dabei im Zentrum genau gegenüber dem "Roundwood Inn". Zwei weitere flankieren die Straße gen Wicklow.

Südseite des Vartry Reservoir
Südseite des Vartry Reservoir

Der Nachmittag bot Gelegenheit für kleine Spaziergänge, z. B. um den Stausee, der den Vartry anstaut. Seit 1862, mit einer Erweiterung ab 1923, versorgt er die Dubliner und einige an der Strecke gelegene Orte mit Trinkwasser.

Tag 5: Von Roundwood nach Enniskerry

Nach einem späten und kärglichen Frühstück ging es leicht bergauf zurück zum Einstieg in den Wicklow Way. Dieser zog sich sogleich über Weideflächen und Wald auf fast 400 m Höhe. 

Ein Riegel und ein Blick zurück auf den Stausee bei Roundwood beflügelten meine Schritte, vor allem da ich den Rucksack dem Wicklow Way Baggage Service übergeben hatte und mit leichtem Gepäck unterwegs war. Unterwegs waren heute auch viele Iren. Einige mussten ihre Hunde ausführen, die anderen wanderten und eine nicht unbedeutende Anzahl rannte über den Wicklow Way als wäre der Teufel hinter ihnen her.


Aussicht auf den Luggala
Aussicht auf den Luggala

Vor allem im Ballinastoe Wood und im weiteren Verlauf im Aufstieg zum Djouce tummelten sich zahlreiche Menschen, die die Stille unangenehm unterbrachen. Wobei man von Stille nicht wirklich sprechen konnte, da der Wind geräuschvoll versuchte die Eindringlinge in seinem Revier, die auf Holzbohlen dem torfigen Untergrund trotzten, zu vertreiben. Eine Wolkenbank umschloss uns und schöne Ausblicke wurden selten.

Lough Tay
Lough Tay

Vorher konnte ich noch einen Blick auf den bis zu 35 m tiefen guinnessfarbenen See werfen. Die Brauerfamilie, die ihn bis 2019 in Besitz hatte, ließ auch einen weißen Sandstrand anlegen.

Blick vom White Hill
Blick vom White Hill

Mit den unbekannten Weggefährten kämpfte ich mich den White Hill hinauf, der mit 630 m der höchste Punkt des regulären Wicklow Way ist. Ich folgte diesem im weiteren Verlauf um den 725 m hohen Djouce herum, während die meisten auch noch diese Anhöhe erklommen. Ich jedoch musste meine Eishände aus der fostigen Windzone bringen und wurde bald mit neuen Ausblicken belohnt.

Im Abstieg zum Tal, das von der Brücke "The Watergates" passierbar gemacht wurde, stärkte ich mich für den sogleich erfolgenden Anstieg mit einem Apfel. Anschließend ging es in den Wald und es galt ein paar Felsbrocken zu überklettern, wobei man schon wieder die Geräusche vieler Menschen vernahm. Bald darauf konnte man ins Tal mit dem Powerscourt Garden und Wasserfall schauen.

Powerscourt Wasserfall
Powerscourt Wasserfall

Der 121 m hohe Wasserfall gilt als der höchste Irlands und ist ein Besuchermagnet, vor allem natürlich am Wochenende. Ich setzte meine Wanderung jedoch fort und passierte bald darauf den Parkplatz des "Knockree Youth Hostel", in dem ich geplant hatte zu übernachten. Leider bleibt das Haus in diesem Jahr geschlossen und so setzte ich mich nach einem weiteren kleinen Anstieg zur Verpflegungspause auf eine der seltenen Bänke. Im weiteren Verlauf verpasste ich den Abzweig nach Enniskerry, da ich die Wegplanung über die App an diesem Punkt falsch angesetzt hatte. Ich stieg daher zwei Kilometer umsonst den Berg hinauf bis ein fragwürdiger Weg, den ich einschlagen sollte, auf meinen Fehler hinwies. Zum Glück gab es selbst in der Einsamkeit hier oben auskunftskundige Iren. Ich kehrte also um und war bald auf dem richtigen Weg nach Enniskerry.

Der Ort entstand als Wohnort des Powerscourt Estate im 17. Jahrhundert und liegt nur knapp 30 Autominuten von Dublin entfernt.

Die letzte Etappe

Da das "Enniskerry Inn" kein Frühstück anbietet, stärkte ich mich bei "Poppies" für "The Final Countdown". Zunächst hieß es aber 4,8 Kilometer immer die Straße entlang zurück zum Einstieg in den Wicklow Way am Curlestown Wood Parkplatz. Die folgenden fast 2 Kilometer stetig bergan auf einem Schotterweg kannte ich ja bereits vom Vortag. Mit ein paar Kilometern weniger in den Beinen ließen sie sich auch besser bewältigen.

Der Aufstieg gewährte einen Blick in den Küstenort Bray und eine Verschnaufpause. Es ging wieder ein bisschen bergab gen Glencullen River.

Man durchquert das Flußtal über die Boranaraltry Bridge, die, ob man es glaubt oder nicht, 1905 einem Hochwasser zum Opfer fiel. Auf der Gegenseite folgt man der R 116 ein gutes Stück. Eine Wandertafel verkündet, dass man nun die Dublin Mountains erreicht hat und neben der Beschilderung für den Wicklow Way findet man auch die für den Dublin Mountains Way. Es geht über heidebedeckte Landschaft bergan gen Two Rock Mountain.

"The Rocky Road to Dublin" erlaubt dann die ersten Blicke auf die irische Hauptstadt und das eine oder andere Flugzeug scheint im Tiefflug über den Kopf zu streifen. Vorm Gipfel des Two Rock Mountain geht es abwärts, wenn man nicht Lust auf ein paar Höhenmeter hat und den Abstecher auf den Gipfel wagt. Ich habe mir das für meine nächste Wanderung aufgehoben. Man muss ja einen Grund zum Wiederkommen haben.

Stetig rückt die Großstadt näher und schnell befindet man sich im Kilmashogue Forest. Am Ende des Waldweges befindet sich ein Parkplatz und hier folgte ich dem Insidertipp meines Reiseführers.

Während rechts eine Treppe auf den Parkplatz führt, gibt es linkerhand einen Aufstieg zum Kilmashogue Passage Tomb. Kein Schild weist darauf hin, aber wenn man dem ausgetretenen Pfad etwa 50 Meter folgt, kann man die 4000 Jahre alten Überreste eines rund 4 m langen und 1,5 m breiten Keilgrabes nicht verfehlen. Durch archäologische Ausgrabungen ist das ursprüngliche Ausmaß leider nicht mehr ersichtlich.

Recht bald war ich zurück in der Stadt und musste entlang der Straße und der Autobahn dem Marlay Park zu streben. Über einen Parkplatz führt der Wicklow Way in den Park und man muss die Augen jetzt gut offen halten, um den Pfad nicht zu verlieren. Spätestens am Marlay Haus stößt man aber auf die Beschilderung für den Wicklow Way.

132 Kilometer Wicklow Way lagen nach einer Woche auf Schusters Rappen hinter mir. Mit den Etappen, die ich zu den Unterkünften zurück gelegt habe, steckten mir 165 Wanderkilometer in den Knochen.

Trotzdem durfte am späten Nachmittag nach dem Check-in im Kilronan House ein Streifzug durch die Stadt nicht fehlen.